Handwerkermangel im Bau - darum wird es im Immobiliensegment immer schwieriger

23 Apr. 19

Ob Wohnungen oder Häuser, beim Bau läuft in Deutschland etwas gründlich schief. Das klingt eigentlich komisch, schließlich gilt man hierzulande ja als gut organisiert und diszipliniert - doch gebaut werden kann hier eben nur, wenn auch die passenden Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. 
Hier beim Immobilienbüro Gottschalk haben wir uns mit den Fakten zum Handwerkermangel beschäftigt und das Wichtigste kompakt aufbereitet. 


Der Bau stockt - Handwerkermangel verschlimmert die Immobilienkrise

Die deutsche Immobilienbranche muss ohnehin unter schlechten Bedingungen arbeiten. Da wären auf der einen Seite die vielen, bürokratischen Vorschriften und überhöhten Immobilienpreise, auf der anderen Seite kommt auch noch ein frappierender Personalmangel hinzu. Das ist nicht nur für Großprojekte problematisch, sondern auch für private Bauherren und letztlich auf für Mieter. 
Besonders spürbar wird das in den deutschen Metropolen, wo der knappe Wohnraum die Preise in die Höhe treibt. Das alles ist nichts Neues und doch kommen Änderungen nur schleppend in Gang. So beschreibt der Präsident des Bundesverbands Freier Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Andreas Ibel, dass die Politik die Wohnraumknappheit zwar als riesiges wirtschaftliches und soziales Problem erkannt hat, dennoch fehlt es an der Entschlossenheit, etwas zu tun. 
Von 1.600 befragten Immobilienunternehmen, die bundesweit für etwa 50 Prozent des Wohnungsausbaus verantwortlich sind, gaben 70 Prozent an, dass sich die Rahmenbedingungen für den Neubau im letzten Jahr trotz der von der Politik ausgerufenen Wende nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert haben. Was die Bundesregierung als Ziel ausgerufen hat, ist so nicht zu stemmen. 
1,5 Millionen Wohnungen in vier Jahren waren von der Regierung gefordert, insgesamt 375.000 Wohnungen pro Jahr. Das allerdings würde voraussetzen, dass die Fertigstellungen einen jährlichen Anstieg von 50 Prozent bräuchte, unter den derzeitigen Bedingungen kaum möglich - 250.000 Wohnungen waren es im Vorjahr. 

Bauboom verschärft Krise im Handwerk

Hinzu kommt, dass selbst bei besseren Bedingungen die Fachkräfte im Handwerk fehlen würden. Und das hat tiefe, strukturelle Gründe. Das kennen Bauherren und Mieter gleichermaßen, selbst wenn alles nach Plan läuft, ist die terminliche Abstimmung mit den benötigten Firmen schwierig. Geht gar etwas schief, kann sich das zur Katastrophe ausweiten. 
Die Handwerker haben volle Terminpläne und können Terminen vielerorts überhaupt nicht nachkommen. Das Dilemma beginnt schon bei der Ausbildung, denn für viele Jugendliche hat das Gewerbe Handwerk einen schlechten Ruf. Und dieser schwere Stand zeigt sich bei den Bewerbern und den Abschlussquoten. Das oftmals verzerrte Berufsbild macht es für Handwerker schwierig, Nachwuchs zu gewinnen. Dabei ist der Handwerkerberuf in vielen Branchen heute viel weniger Knochenjob und eher auf die feine Abstimmung von Mensch, Material und Technik ausgelegt. Auch ein Studium neben der Ausbildung (etwa im Handwerksmanagement) kann neue Perspektiven eröffnen, doch das alles beseitigt die aktuelle Notlage nicht. 2017 waren es etwa 150.000 offene Stellen, 15.000 bis 20.000 Azubis fehlen jedes Jahr. 

Volle Auftragsbücher, wochenlange Wartezeiten

Durch mangelndes Personal in den Betrieben und eine gestiegene Nachfrage, können viele Betriebe mit den Aufträgen kaum noch mithalten. Das sorgt natürlich auch bei den Kunden für viel Frust, denn die müssen lange warten und hohe Rechnungen in Kauf nehmen. Diese Spirale hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass viele Leistungen immer teurer geworden sind, schließlich können sich Handwerker ihre Kunden aussuchen.
Nicht nur Privatkunden leiden darunter, auch öffentliche Bauvorhaben sind betroffen. Auf viele Ausschreibungen bewerben sich schon gar keine Betriebe mehr. Der Handwerkermangel zieht also Wellen durch alle Ebenen des Baus.

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